Rückblick / Ausblick zum Quartalsende Q III / 2023

Die Leitzinserhöhungen der amerikanischen Fed und der EZB wirken inzwischen eindeutig auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Inflationsraten in den jeweiligen Volkswirtschaften. Dass aber ausgerechnet die deutsche Wirtschaft den Rezessionsgang eingelegt hat überrascht dann doch, denn bei historischer Betrachtung ist das eher ein Novum. Ohne politisch werden zu wollen, fordern wir mit freundlichen Grüßen nach Berlin an dieser Stelle die handelnden Personen dazu auf, sich endlich Gedanken über die strategische Ausrichtung der noch immer größten Volkswirtschaft innerhalb der EU zu machen. Zumindest an der Zinsfront halten wir es für wahrscheinlich, dass inzwischen eine Annäherung an das Zins Topp erreicht ist.

Neben den unverändert andauernden Kriegshandlungen in der Ukraine ist die Spaltung der (wirtschaftlichen) Weltgemeinschaft mit der Haltung: „alle gegen den Westen“ unverändert das Gebot der Stunde. Selbst der chinesische Riese bekommt Wachstumsprobleme und die Suche Russlands nach weiteren und neuen Verbündeten sowohl auf der wirtschaftlichen als auch auf der militärischen Ebene ist eindeutig erkennbar. Kurzfristig bilden sich vor allem Allianzen im Bereich der Energieversorgung durch die Kappung der Ölförderquoten, um den russischen und arabischen Interessen Nachdruck zu verleihen. Wie lange China sich diesem Treiben kommentarlos entziehen kann, bleibt abzuwarten. Wir gehen davon aus, dass sich die chinesische Administration nicht lange tatenlos eine anhaltend wirtschaftliche Abschwächung leisten möchte. Die Marktbewegungen im zurückliegenden Quartal haben in Summe dazu geführt, dass sich die Bewertungskennzahlen auch in historischen Bewertungsansätzen normalisiert und vergünstigt haben. Wir erwarten keine Dekade der Deglobalisierung aber sehr wohl eine Verhärtung der wirtschaftlichen Interessensblockbildungen, was immer zu Lasten des Weltwirtschaftswachstums und der Inflationsrisiken geht. Wenn das allerdings der Preis für die Eindämmung militärischer Risiken ist, dann ist das nach den Erfahrungen mit Russland auf den völkerfeindlichen Einmarsch in der Ukraine zu akzeptieren.

Die Auswirkungen vom IRA (Inflation Reduction Act) – Programm des um seine Wiederwahl kämpfenden US-Präsidenten Joe Biden wird unseres Erachtens bisher völlig unterschätzt. Anders als sein Gegenspieler Donald Trump, der lauthals „America first“ und „make America great again“ (MAGA) skandierend durch die Lande reist, steht hier die politisch induzierte Reindustrialisierung der USA auch durch das Anlocken von ausländischen Konzernen und Investitionen im Vordergrund. Wir sehen hier ein gigantisches Konjunkturprogramm mit positiven Aus- und Nachwirkungen für mindestens die nächste Dekade. In unserem 12-monatigen Basisszenario erwarten wir, dass die positiven fundamentalen Bewertungsdaten wieder in den Fokus der Investoren geraten. Die wirtschaftliche Evolution wird unseres Erachtens durch die äußeren Umstände dynamisiert, was auf lange Sicht natürlich eher Chancen als Risiken birgt.

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