Rückblick / Ausblick zum Quartalsende Q IV / 2024

Das abgelaufene Jahr war, sowohl was die Struktur an den internationalen Kapitalmärkten als auch auf politischer Ebene, gespickt von handfesten Überraschungen. Auf Basis der reinen Betrachtung von vielen Indices könnte man zum Ergebnis gelangen, dass ein nahezu perfektes Feld bestellt sei. Allerdings waren nur wenige Werte für die positiven Vorzeichen verantwortlich und die nachhaltige Marktbreite fehlte. Das in dieser Form eher seltene Phänomen könnte in den mannigfaltig ungelösten Problemen begründet sein. Mit dem Ausgang der US-Wahlen und dem Ampel-Aus in Deutschland kam es Anfang November zum sprichwörtlichen „Doppelwumms“. Ein derartiger Durchmarsch der Republikaner, sowohl zurück ins Weiße Haus als auch im Senat und Repräsentantenhaus, hatten die wenigsten Buchmacher so auf der Rechnung. Dass Deutschland unter der gescheiterten Regierung erkennbar zur volkswirtschaftlichen Schwäche neigte, war mehr als offensichtlich. Hier ist es auch kein wirklicher Trost, dass mit Frankreich die zweitgrößte Volkswirtschaft in der EU ebenfalls ziemlich angeschlagen taumelt und der französische Präsident ziemlich angezählt ist.

Zu den Kriegen in der Ukraine (samt aktiver Entsendung nordkoreanischer Soldaten zur Verstärkung der russischen Armee), der Kriegsausweitung rund um den Gazastreifen, anhaltende Unruhen in mehreren afrikanischen Staaten, der aggressive Sprachgebrauch samt Drohungen Chinas in Richtung Taiwan und die Gedankenspiele Trumps in Richtung Kanada, Panama und Grönland lassen die Weltgemeinschaft sehr wahrscheinlich auch im Jahr 2025 nicht zur Ruhe kommen. Der Sturz Assads in Syrien kam ebenfalls mehr oder weniger über Nacht und auch hier bleibt die weitere Entwicklung und Positionierung Syriens zu beobachten. Ein wenig handlungsfähiges Europäisches Parlament in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten spielt nicht nur den Vereinigten Staaten in die Karten. Die gemeinsame Haltung und Handlungsweise innerhalb der NATO-Bündnispartner könnte möglicherweise noch von existentieller Bedeutung gegenüber aufstrebenden Mächten wie Russland, China, Indien und der arabischen Welt werden. Nicht ohne Grund weisen die Forderungen der noch nicht mal vereidigten US-Regierung nach höheren Wehretats bereits jetzt inflationäre Tendenzen auf.

Die von uns mehrfach zitierte Haltung: „alle gegen den Westen“ scheint mit einer noch größeren Dynamik en vogue zu sein. Möglicherweise lassen sich hieraus aber gewisse Lehren für die weitere Positionierung an den Kapitalmärkten ableiten. Da sich das Europäische Parlament, entgegen der Haltung in weiten Teilen dieser Welt, weiterhin mit Regulierung in allen Bereichen beschäftigt, erwarten wir für die weitere Entwicklung der Wachstumsraten innerhalb der EU auf absehbare Zeit wenig Spielraum für eine Sonderkonjunktur. Treiber könnten hier mittelfristig einerseits steigende Ausgaben der bereits verschuldeten Öffentlichen Hand oder aber ein Anspringen der Weltkonjunktur mit entsprechenden positiven Effekten auf international ausgerichtete Unternehmen sein. Besondere Chancen bieten sich im Bereich des technologischen Fortschritts, insbesondere durch Themen wie KI, Automatisierung, nachhaltiges Rohstoffmanagement, erneuerbare Energien und Medizin. Sollte der Deregulierungszug in den Vereinigten Staaten, wie von der neuen amerikanischen Administration um D. Trump angekündigt, an Fahrt aufnehmen, halten wir das Aufgehen der von Joe Biden ausgebrachten Saat (Inflation Reduction Act) für wahrscheinlich. Im Kielwasser einer robusten US-Konjunktur würden wir aus volkswirtschaftlichen Überlegungen dann ein anhaltendes Weltwirtschaftswachstum über die nächsten Jahre erwarten. Durch die Notenbankpolitik und der daraus abzuleitenden Maßnahmen sollte die Funktionalität an den Kapitalmärkten in den wichtigsten Volkswirtschaften (beim Ausbleiben exogener Angriffe auf das Weltfinanzsystem) untermauert sein. Rückenwind für die Börsen sehen wir durch moderate Zinslockerungen der US-FED und der EZB sowie in der anhaltend positiven Ertragssituation in gut positionierten Konzernen. Dies sollte sich positiv auf weitere Aktienrückkäufe und die Dividendenpolitik auswirken. Bei einer unverändert hohen Volatilität und zunehmender Prognoseunsicherheit halten wir es für den strategisch orientierten Investor für unabdingbar, am Kapitalmarkt aktiv investiert zu sein. Bei der Vermögensallokation bleiben Dividendentitel ein zentraler Baustein und unverändert eine unabdingbare Alternative zu den meist unter der Inflationsrate rentierenden Staats- und Unternehmensanleihen. Wir präferieren fungible Substanz- und Sachwertwertanlagen sowie vereinzelt Rohstoff- und Edelmetallengagements.

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