Rückblick / Ausblick zum Quartalsende Q III / 2025

Wer hätte das gedacht und was kommt als Nächstes? Immer wieder reiben wir uns verwundert die Augen und sind mehr oder weniger tagtäglich gespannt, was als nächstes aus dem Weißen Haus angekündigt, behauptet und hin und wieder sogar umgesetzt wird. Donald Trump plant den Umbau der Gesellschaft und der Volkswirtschaft nicht nur in den Vereinigten Staaten, denn spätestens mit Inkrafttreten des „Big Beautiful Bill“ dürfte dem letzten klar geworden sein, dass ein neues Zeitalter angefangen hat. In nahezu jeder Rede düpiert D. Trump mehr oder weniger „Freund und Feind“. Für wen der (neue) Liberation Day letztendlich noch zum Tag der Freiheit werden könnte, bleibt jedenfalls bisher abzuwarten. Eine Litanei an aggressiver Politik und Verunglimpfung Andersdenkender, die Ankündigung samt Einführung von höheren Zöllen, der bisher nicht nur verbale Angriff auf den Fed-Vorsitzenden und anderer Fed-Mitglieder sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Auswirkungen auf das Zusammenleben in den Vereinigten Staaten dürfte noch über Jahre hinaus die politischen Institutionen und Gerichte bis hin zum Obersten Gerichtshof beschäftigen. Das ist aber tendenziell ein inneramerikanisches Thema. Ganz anders könnten allerdings die Auswirkungen eines Angriffs auf die Unabhängigkeit der Federal Reserve (US-Notenbank FED) sein. Seit Gründung im Jahre 1913 ist die Unabhängigkeit schlichtweg das Fundament einer glaubwürdigen Geldpolitik. In anderen Volkswirtschaften gibt es bereits genügend Beispiele dafür, was passiert, wenn die Politik mit ihrer fiskalischen Dominanz auch die Notenbankpolitik übergriffig mitbestimmt. Die Konsequenzen beim Entfernen tragender Säulen und Pfeiler sind jedem sehenden Beobachter hinlänglich bekannt. Die möglichen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte, scheint aus unserer Sicht noch nicht ausreichend eingepreist zu sein und noch bleibt zu hoffen, dass das Ergebnis dieses Machtspiels nicht zu Gunsten der politischen US-Taktgeber ausfällt.

Die deutsche Wirtschaft dürfte laut der letzten Prognose des IfW in diesem Jahr nur noch um 0,1% wachsen, was nach 2 Jahren der Schrumpfung unverändert nicht zu einer Verbesserung der Staatsfinanzen führen kann. Wachstum sehen wir nur bei den Staatsausgaben und die Refinanzierung über die sogenannten Sondervermögen ist leider nur eine Mogelpackung auf Kreditbasis. Die angekündigten und längst überfälligen Reformprogramme der Bundesregierung unter Bundeskanzler Merz lassen bisher sehnsüchtig auf sich warten. Leider erinnern die verbalen Scharmützel innerhalb der Bundesregierung doch stark an die letzten Monate der gescheiterten Ampelregierung. Im Moment rechnet die Bundesregierung mit einer wirtschaftlichen Belebung im Jahr 2026; inwieweit hier nach dem „Hoffnungsprinzip“ gerechnet wird, bleibt ebenfalls abzuwarten. Wachstumschancen sehen wir in der weiteren Implementierung von künstlicher Intelligenz, der Dekarbonisierung, im Rohstoff- und Energiemanagement sowie der Optimierung von Produktionsprozessen. Die Kombination aus kreditfinanzierten Wirtschaftsprogrammen in Kombination mit einem wirklichen Rückbau ausufernder Regulatorik kann bei klugem und konzertiertem Vorgehen auf europäischer Ebene aber auch aus unserer Sicht zum Katalysator für einen länger anhaltenden Aufschwung werden. Durch die umsichtige Notenbankpolitik der führenden westlichen Notenbanken, scheint die Inflationsrate zumindest wieder beherrschbar und nähert sich erkennbar den jeweiligen Zielkorridoren an. Hilfreich ist ein Rückgang der Energiepreise häufig inzwischen sogar wieder auf das Vor-Ukraine-Kriegsniveau. Wir erwarten vorerst keine gravierenden Zinsänderungen an den Geldmärkten. Die steigende Nachfrage nach Edelmetallen ist einerseits der permanenten Unsicherheit an den Kapitalmärkten geschuldet. Andererseits darf auch die erkennbare Vorgehensweise diverser Notenbanken nicht außer Acht gelassen werden, denn der Zugriff auf im Ausland verwahrte Notenbankgelder (z. B. bei internationalen Banken und Clearingstellen) könnten eingefroren oder eventuell sogar zweckentfremdet werden. Derartige Überlegungen werden derzeit seitens der NATO-Mitglieder und der EU mit russischen Vermögenswerten bei europäischen Banken angestellt. Daraus könnte sich ein neuer Denkansatz und eine Umkehr von Investmentströmen ergeben.  

Erfreulich ist ein erstes zartes Pflänzchen der Hoffnung im Gaza-Krieg. Die Vorlage des um den Friedensnobelpreis kämpfenden US-Präsidenten zur Beendigung dieses Krieges bringt die rivalisierenden Parteien vermutlich zeitnah wieder zurück an den Verhandlungstisch.

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