Selten lagen die Börsenprofis mit ihren Jahresprognosen derart daneben wie im Jahr 2023 und gerne würden wir viele ungelöste Probleme wie mit dem Entsorgen des letzten Kalenderblattes kurzerhand beiseitelegen. Die unsäglichen Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen, in mehreren afrikanischen Staaten und die anhaltenden weltweiten Terrorakte lassen die Weltgemeinschaft nicht zur Ruhe kommen. Anstatt einer Beruhigung flammen die Krisenherde immer wieder neu auf und eine Besinnung bei den Handelnden ist bis dato leider nicht erkennbar. Im Gegenteil verspüren wir eine Verhärtung der Fronten nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch in den kranken Köpfen der verhassten Protagonisten. Die von uns mehrfach zitierte Haltung: „alle gegen den Westen“ scheint weiterhin en vogue zu sein. Ohne Rücksicht auf Verluste werden unzählige unschuldige Menschen einer irrsinnigen Ideologie geopfert. Bei allen Diskussionen über Sinn und Unsinn der Globalisierung kommen wir zu dem Ergebnis, dass Handel untereinander zu treiben dem Streit und Händel unbedingt zu bevorzugen ist. Auch wenn In Zeiten der Globalisierung nicht alles Gold war was glänzte, so brachte sie doch Kaufkraft, Wohlstand und Frieden in viele Regionen dieser Welt. Beim Blick in die politischen Schaltzentralen und auf die Supranationalen Einrichtungen kommen wir uns wie beim Beobachten eines Hühnerhaufens vor; ein wildes Durcheinander mit viel Hühner Gegacker und stolzierenden Gockeln. Über die Performance der Bunderegierung hüllen wir an dieser Stelle den Mantel des Schweigens. Mehr oder weniger rational agierten nur die führenden Notenbanken und hier führte die eingeleitete Zinswende zu ersten Erfolgen bei der Bekämpfung der Inflationsrate in den jeweiligen Volkswirtschaften. Erfreulicherweise wurden viele Investoren am Kapitalmarkt für ihre Risikobereitschaft mit per Saldo positiven Ergebnissen belohnt, auch wenn das Jahr 2023 von extremen unterjährigen Schwankungen geprägt war. Für das Jahr 2024 haben wir den sehnlichen Wunsch, dass die Kraft des Faktischen die Oberhand gewinnt und eine Befriedung auf unserem Globus möglich wird.
Beim Blick in die Glaskugel sind wir in unserem Jubiläumsjahr bei den Konjunkturaussichten für dieses Jahr eher verhalten optimistisch. Hilfreich könnte hier auch mal wieder sein, ein Auge über den deutschen Tellerrand hinaus zu werfen. Es ist definitiv nicht von der Hand zu weisen, dass der technologische Fortschritt in den Bereichen (um nur einige zu nennen): künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, Medizin, Rohstoffmanagement, Optimierung von Produktionsprozessen und Umwelttechnologie ein kaum zu quantifizierender Wachstumstreiber über die nächsten Jahrzehnte bleiben dürfte. Rückenwind für die Börsen sehen wir durch mögliche Zinslockerungen der US-FED und der EZB, allerdings entgegen der vorherrschenden Meinung nicht sofort in Quartal I/2024. Für die Dividendensaison erwarten wir in Summe eine Rekordausschüttung und beim Weltwirtschaftswachstum zumindest ein positives Vorzeichen, was per Saldo für ein volatiles Börsenjahr mit Wertzuwächsen spricht.
Mit besonderer Spannung erwarten wir die Ergebnisse der unzähligen – möglicherweise richtungsändernder – Wahlen rund um den Globus. Die anstehenden Landtagswahlen in den neuen Bundesländern könnten über derartige Sprengkraft verfügen, dass die Lichter der Ampel nicht nur flackern, sondern sogar ausgehen. Das große Finale mit der Präsidentschaftswahl in den USA wirft längst einen überlangen Schatten voraus. Ob eine weitere Legislaturperiode des spaltenden und polternden Ex-Präsidenten verhindert werden kann, dürfte wohl nicht nur an den Wahlurnen, sondern auch in den Gerichtssälen entschieden werden.
Auch wenn an Imponderabilien und Problemen kein Mangel herrscht, sehen wir insbesondere für den strategisch orientierten Anleger weiterhin eher ausgewählte Kauf- als Verkaufsgelegenheiten. Bei der Vermögensallokation bleiben Dividendentitel ein zentraler Baustein und unverändert eine unabdingbare Alternative zu den meist unter der Inflationsrate rentierenden Staats- und Unternehmensanleihen. Wir präferieren fungible Substanz- und Sachwertwertanlagen sowie vereinzelt Rohstoff- und Edelmetallengagements.